Sonntag, 9. Dezember 2012

Verantwortung und EGO


              







Verantwortung ist beim Menschen fast nicht angeboren sondern kann innerhalb einer Kultur angelegt und erworben sein - mehr oder weniger. Angeboren ist nur die Verantwortung für sich selbst und für die eigenen Kinder - wohl eher bei Müttern als bei Vätern. Überhaupt nicht angeboren ist die Verantwortung für die Schöpfung oder ähnliches. Deswegen fällt es uns Menschen ziemlich leicht, auszubeuten und zu zerstören und zu töten und zu quälen, selbst dann, wenn wir die verheerenden Folgen erkennen und bedauern oder gar darunter leiden: selbst tief innen ist kein Instinkt da, der uns zwingt, Verantwortung zu tragen oder verantwortlich zu leben – das fehlt! Die zunehmende Ausbeutung der Natur und der anderen Menschen sind die Folgen. Vielleicht ist das Ende der menschlichen Existenz einerseits mit dem Mangel an instinktiver Verantwortung, andererseits mit den großen konstruktiven Fähigkeiten unseres Gehirns besiegelt. 

Es gibt aber Kulturen, die sich die Verantwortung für die Schöpfung eingebaut haben, wahrscheinlich weil sie die Notwendigkeit sahen: Tibeter, Bijnoi (in Indien), Kogi (in Columbien) und andere indianische Kulturen, ich denke auch an andere naturnahe Kulturen überall auf der Erde: Ureinwohner in Australien, Wolhynien-Deutsche im Grenzgebiet Ukraine-Rußland (sind nun alle im Westen verstreut, ihr Museum in Linstow/Mecklenburg), vielleicht etliche Kulturen in Schwarz-Afrika, Adivasi in Indien ....

Ich vermute also, daß der Ursprung für Verantwortung in einer Kultur wohl eher die klare Erkenntnis in den Zwang der Verhältnisse gewesen ist, nämlich sich nicht selbst die eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören – eher als zum Beispiel eine spirituelle Einsicht. Im Buddhismus aber ist diese Verantwortung fester verankert als in den anderen großen Religionen:

„Das Bodhisattva-Gelübde, das ein praktizierender Buddhist ... ablegt, beinhaltet das Gelöbnis, sich ganz und gar für das Wohl aller Wesen einzusetzen. Es ist ein ausdrücklicher Verzicht darauf, egoistischen Impulsen zu folgen, und bedeutet, voll und ganz Verantwortung zu übernehmen – nicht nur für sich selbst sondern auch für andere, in gewissem Sinne sogar für die ganze Welt. Das Bodhisattva-Gelübde, das jeder Praktizierende täglich erneuert, lautet: Alle Wesen waren meine Mütter. Auf daß sie die Buddhaschaft erlangen mögen, will ich beständig den erleuchteten Geist entwickeln, indem ich mich allen Tuns enthalte, das Schaden bringt, nur das tue, was recht ist, und zum Wohle anderer wirke.“ (gesehen bei Uli Olvedi, "Buddhas Kinder", S. 73)

In meinem fantastischen Roman „Geroner EINS - Rohan und Gondor“ habe ich ausführlicher erklären lassen, was Verantwortung für den Wissenschaftler bedeutet: im Kapitel „Die neuen geistigen Wege zum wissenschaftlichen Forschen“, lest hier:  „Und ob der Forscher VERANTWORTUNG tragen will für das, was er tut und findet, ist auch wichtig. - das mit der Verantwortung wollen wir genauer wissen, und eine alte Zwergenfrau erklärt uns: . . . “. langes Zitat in http://geroner-eins.blogspot.de/ , das rechts eingerückte etwa in der Mitte, eben vor dem Bild B11, „die Wagen“


Zum Ego:

Für mich und in buddhistischer Sicht ist das Ego eines der künstlichen, gemachten Groß-Programme des Gehirns – Programm-Erstellung erst nach der Geburt: Beginnend kurz nach der Geburt wird es während der Kindheit errichtet, komponiert und verfeinert aus verschiedenen Quellen, hauptsächlich durch die soziale Umwelt und durch eigenes Streben. Gewiß ist jedem gesunden Menschen der Drang angeboren, sich ein Ego aufzubauen. Wie das Ego aussieht, hängt von den Umständen ab und könnte bei demselben Menschen unter verschiedenen Umständen ganz verschieden ausfallen. Allerdings gestaltet gewiß der angeborene Charakter wesentlich mit (der angeborene Charakter ist grundsätzlich nicht veränderbar, nur leicht wandelbar, wahrscheinlich durch die Erfahrungen des Lebens).

Wie mir scheint ist, was dabei herauskommt, die Persönlichkeit – also etwas weitgehend Künstliches. Die Persönlichkeit ist das nach außen erscheinende Bild, das Ego ist das Organ, mit dem die Persönlichkeit arbeitet – so etwa. Wie ein bestimmtes Ego und eine Persönlichkeit aussehen, kann in verschiedenen Kulturen verschieden sein.

Es wird ja auch gesagt: eigentlich gibt es gar kein Ego, es ist nur Einbildung, ein Konstrukt (so wie es gar kein Jahrtausend gibt, es besteht nur in den Köpfen als Einbildung oder Konstrukt) – zum Beispiel unter dem Stichwort Atma (Ego in Sanskrit) unter http://www.dharmafellowship.org/glossary.htm , oder Anatma (Ego-Losigkeit in Sanskrit).

Das Ego erscheint wie eine riesige Computer-Software im Gehirn, die unter vielem anderen zwei Gruppen von Unterprogrammen enthält: eines zur permanenten Erweiterung und Verbesserung und ein anderes zur permanenten Wachsamkeit und Verteidigung seiner selbst:

Erweiterung durch Lernen und Erfahren. Das geschieht besonders im zweiten Lebensjahrzehnt in Schule, Lehre, Studium ..., doch eine „Persönlichkeit von Format“ lernt und erfährt das ganze Leben hindurch immer weiter, hört nie auf, wird dadurch sehr eindrucksvoll für Andere, vielleicht aber immer künstlicher, immer unnatürlicher – bis sie das Ego fallen lassen kann und aus dem „eigenen inneren Licht“ lebt (Loslassen).

Verteidigung immer dann, wenn das Ego sich bedroht fühlt durch Angriffe auf seine Inhalte, Meinungen, Methoden, Emotionen und so weiter. Methoden der Verteidigung sind besonders: Zynismus, Ärger, Wut, Weinen, Kämpfen, (Aus-) Lachen, Weglaufen, Erfindung sogenannter eigener Eigenschaften und so weiter, Begierden nach Macht und anderem, sich klein und schwächlich machen, Selbstmitleid . . .

Erweiterung und Verteidigung des Ego´s sind aber dann hinderlich, wenn der Mensch sich selbst erkennen will, frei in eigene geistige und spirituelle, auch unbekannte Tiefen tauchen will. Denn durch die Unterprogramme Erweiterung und Verteidigung ist der Geist besetzt mit Haufen von Mustern (die im Ego sind), die ihn daran hindern, sich frei zu bewegen.

Sich selbst erkennen? Was ist das? Ich nenne das den angeborenen, einmaligen Charakter. Er ist das Besondere jedes einzelnen Menschen, sein vollständig Eigenes, nicht noch einmal erscheinendes.

Je stärker und sicherer das Ego mit seinem Denken und Deuten ist, desto unbeweglicher ist es und ähnelt dem geformten Stein oder Eis:  „Wenn Winterwind das stille Wasser streift, wird es zu Eis – nach Wesen und Gestalt wie Stein. Wenn deutende Gedanken die Verwirrten blenden, wird das, was eben noch nicht Form war, hart und fest“  (von SARAHA, zitiert von OSHO, 1993, "Die Tantrische Vision", 9. Kapitel) – flüssiges Wasser ist ohne Form, beweglich, der Ego-lose Geist ebenso. Das un-bewegliche Ego aber hat nur wenige Möglichkeiten, Dinge anzunehmen, die nicht in seine Muster passen. Wahrscheinlich lernen deswegen – nicht aber weil sie physisch unfähiger wären – ältere Menschen weniger leicht als junge, bei jungen Menschen ist das Ego noch nicht so vereist und verfelst.

Wenn ein Mensch aber gelernt hat, die Übermacht des Ego mit seinen Eigenschaften loszulassen, es höchstens bei Notwendigkeit als ein gutes Werkzeug zu nutzen, dann wird er weicher, fließender, beweglicher, verletzlicher, empfänglicher (weiblicher) und ähnelt eher dem flüssigen Wasser. Dann kann er auch Erfahrungen machen, die nicht irgendwelchen alten Mustern entsprechen, und in das Leben einbauen und es bunter gestalten. – Auch ist mit einem starken Ego eine geringe Wachheit verbunden, da das Ego viel Energie und Beschäftigung benötigt um sich selbst zu äußern, was ja eines der Hauptziele ist: sich selbst effektvoll darzustellen. Wo aber kein Ego ist, hat der Mensch mit seinen Sinnen Zeit, wach nach außen und nach innen zu schauen. So sind also Wachheit und Ego einander ausschließende Gegensätze.

Ungewohnte Erfahrungen verschrecken den Menschen mit einem starken Ego und verunsichern ihn bis hin zu Angst und Todesfurcht, werden aber für den Menschen, der die Übermacht des Ego´s loslassen kann, zu einem (Natur-) Genuß – wenn auch oft schmerzlich. (Natur deswegen, weil unser Inneres ja auch Natur ist – nur das Ego und seine Produkte sind nicht Natur.)

Könnte es nicht auch sein, daß von Natur aus der Mensch gar nicht den Drang hat, sich ein Ego aufzubauen? – sondern daß Ego eine spezielle Eigenschaft unserer Kultur (und einiger anderer Kulturen) ist? Vielleicht wird ein Ego auszubilden bei uns dem sehr kleinen Kind von seiner Umgebung bereits nahe gelegt, lange bevor die Erziehung beginnt; „Persönlichkeit“ aufzubauen und zu fördern ist doch hohes Ziel unserer Erziehung. Aber zu welchem gesellschaftlichen Erfolg führt die Ausbildung eines Ego, einer Persönlichkeit?

Das Ego ist ein Produkt deiner ganzen Erziehung, ein Nebenprodukt Deines natürlichen Lebenslaufes. Das Ego braucht das Bewußtsein als Grundlage. Es ist die Grundlage, daß du dich als Individuum vom Rest der Welt trennen und eine einzigartige Persönlichkeit sein kannst. Am schönsten wäre, daß, wenn das geschehen ist, wenn du wer geworden bist, daß du dann das Ego wieder fallen lassen kannst. Es hat seine Aufgabe erfüllt – damit beginnt ein neuer Lebensabschnitt, ein weiterer Schritt der Evolution des einzelnen Menschen (BHAGWAN, ab 1972, 5. Band, „Das Potential der Leere“, S. 318ff), der vierte Schritt in der Bewußtheits-Evolution: der Vierte – der mentale oder psychische – Körper bei OSHO (= BHAGWAN, 1977).

(weiter: bei OSHO, „Mut“, S. 153, ab S. 111. Und OSHO, „Potential der Leere“, S. 119)

Sich mit dem Ego zu beschäftigen ist nach meiner Ansicht extrem wichtig in einer Zukunftswerkstatt, auch in der Umweltschutzbewegung, da das Ego die Antriebsfeder aller Machtgelüste und Ausbeutungsgelüste und übertriebene Selbstdarstellung ist. Selbst in der neuen alternativen Bewegungen spielt das Ego eine enorm hinderliche Rolle – siehe das Beispiel eines Anti-Gen-Technik-Funktionärs beim BUND, der plötzlich als ein Pro-Gen-Techniker in die entsprechende Industrie gegangen ist. Erst wenn das Ego erkannt und wenigstens zum Teil losgelassen ist (das ist ein rein individueller Prozess, der bei jeder/m einzelnen geschehen sollte), dann passieren nicht mehr die so schädlichen Macht- und Rechthabens-Streitereien innerhalb der alternativen Bewegungen.





 

Nun, im Juni 2015, hat in den Niederlanden ein Gericht Verantwortung übernommen. Eine Nachricht zum Thema hier:


Die Niederlande müssen die Treibhaus-Gas-Emissionen einschränken.

Von BBC 24.VI.2015
Die niedrig liegenden Niederlande sind verwundbar gegen Überflutungen, was sich mit ansteigendem Meeresspiegel verschlimmern könnte.
Ein niederländisches Gericht hat der Regierung verordnet, die Treibhaus-Emissionen um wenigstens 25% bis 2020 einzuschränken. Umweltschützer hoffen, daß das ein Präzedenzfall für andere Länder sein wird.
Die Campaigner brachten den Fall vor für fast 900 niederländische Bürger.
Sie argumentierten, daß die Regierung die Pflicht hat, die Bürger gegen die sich abzeichnenden Gefahren des Klimawechsels zu schützen.
Anwälte der Regierung kommentierten nicht sofort die gerichtliche Verfügung aus Den Haag.
Jasper Teulings von Greenpeace nannte es einen „Wendepunkt“.
„Das verändert die ganze Debatte. Andere Klagen gibt es in Belgien und den Philippinen. Dieses ist der Beginn einer Woge von Klima-Prozessen.“

`Ernst und Ausmaß´
Das Gericht führte aus, daß die Niederlande bei der derzeitigen Politik höchstens eine 17-prozentige Einschränkung bis 2020 erreichen würden.
„Die Parteien stimmen überein, daß es der Ernst und das Ausmaß des Klimawechsels notwendig machen, die Gas-Emissionen zu reduzieren,“ heißt es.
Der Rechtsfall wurde in Gang gebracht von der Nachhaltigkeits-Stiftung „Urgenda“, nach der die Niederlande nicht weit genug gegangen sind, um die Emissionen einzuschränken.
Die Stiftung argumentierte, daß wenn nicht schnelle Aktionen unternommen werden, würde das nächste halbe Jahrhundert extremes Wetter, schmelzende Eiskappen und Mangel an Nahrung und Wasser sehen.
Besonders die niedrig gelegenen Niederlande seien verwundbar und müssten nun ihre Emissionen um ¼ ─ gemessen an den Daten von 1990 ─ reduzieren
Die EU setzte neulich das Ziel bei einer Reduktion von 40% bis 2030.

Kommentar: Außer den Niederlanden sind durch ansteigenden Meerespiegel einige niedrig gelegene Großstädte gefährdet: New York, Kairo, Calcutta, Sao Paulo, New Orleans ... Andere wie London und Hamburg haben sich schon seit längerer Zeit geschützt. Das Abschmelzen der Eiskappen bezieht sich auf Antarktis, Arktis (besonders Grönland), die Himalaya-Gletscher. Falls alles Kappen-Eis abschmilzt, würde der Meerwasserspiegel um 1 bis 2 m steigen. Mehr hierzu bei Wikipedia unter "Meerespiegelanstieg". Nach einer Berechnung wird vom Mai 2014 wird bis zum Ende des 21. Jahrhunderts ein Meeresspiegelanstieg um 1 bis 4 Fuß (30 bis 120 cm) im Vergleich zum vorindustriellen Wert erwartet.





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