Sonntag, 9. Dezember 2012

Zur Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen

                                                                     



Die Vermüllung und Vergiftung der Meere ist nur eines der zerstörerischen Probleme, das wir Menschen der Umwelt auflasten. Das Klima ist ein anderes, und da gab es vor ein paar Jahren die Klima-Konferenz von Kopenhagen, zu der ich den folgenden Kommentar geschrieben habe (etwas verändert). Vielleicht sind meine Worte hilfreich um das Ganze zu verstehen und zu erfühlen. - Obwohl, leider sind es auch wieder nur Worte, reichen die?




Sehr geehrter Herr Professor Schellnhuber,
In der Frankfurter Rundschau-Online las ich Ihr Interview zur Klimakonferenz, „Wie Klimakriege zu verhinden sind“. Gerne möchte ich Ihnen – wie vielleicht viele Leser – ein paar Worte dazu schreiben.


Ich bin der Meinung, daß die Rettung des Erdklimas einerseits, und andererseits eine einigermaßen gleiche Verteilung der jetzigen Form der Wirtschaft auf der ganzen Erde miteinander nicht möglich sind. Dazu diese Bemerkungen:

1.) Denn wenn die Wirtschaft in allen Wirtschaftszonen gleich wenig schädlich und in der Summe überhaupt nicht wirklich schädlich wäre, dann würde sie zusammenbrechen. Denn sie ist auf Ausbeutung - auch des Klimas, und der Meere als Mülldeponien (siehe die anderen Posts in diesem Blog) - eingestellt.

2.) Ein sehr großer Teil der Erdbevölkerung würde bei gleichmäßiger Verteilung vielleicht etwas mehr in die Hand bekommen und zusätzlich etwas mehr Sicherheit bekommen, doch das würde bedeuten, daß wir in den reichen Ländern nur einen Bruchteil des Jetzigen haben würden. Also fast kein Autofahren, Heizen, Konsum und all das.

3.) Und in diesem Fall würden wir Reichen mit Händen und mit Waffen alles tun, um wenigstens einen Teil dessen doch zu bekommen, was wir heute haben und woran wir gewöhnt sind. Das heißt, in Extremfällen würde es zu Aufständen kommen, die schließlich zurück zu einer ausbeuterischen Wirtschaftsform führen würden – also doch Klima-Krieg sozusagen. Ausbeuterisch könnte heißen, zu einer Art Kolonialismus zurückzukehren, wo er nicht bereits wirksam ist - wie in weiten Bereichen der Globalisierung.

4.) Die Idee der Kopenhagen-Konferenz kann nach meiner Meinung nichts Wesentliches bringen. Außer daß manchen Leuten klar wird, wie schwierig die Lage ist. Doch davon wissen wir seit 40 Jahren oder länger. Ich denke, das „Fiasco der Konferenz“ kann nur von Vorteil sein, wenn es die Menschheit endlich anregt. Doch zu was? Was werden wir Gutes tun? Werden wir tatsächlich Verantwortung übernehmen? (zur Verantwortung die obigen Posts)

5.) In Kopenhagen hätte die Frage gestellt werden müssen, „ist der Mensch gesund, der sich und die Zukunft wissentlich zerstört und alle zum globalen Selbstmord treibt?“ Und das ist nicht nur eine psychologische Frage sondern greift tief in etwas hinein, was wir noch nicht kennen, aber wozu wir auch keinen Mut haben, hinzusehen, vermutlich weit jenseits dessen, was heute als Spirituelles bezeichnet wird.

6.) Noch nicht kennen? Ich verweise auf Don Beck´s „Spiral Dynamics“, vielleicht ist da einiges drin. „The Never-Ending Upward Quest, The Practical and Spiritual Wisdom of Spiral Dynamics“, an Interview with Dr. Don Beck, unter http://www.enlightennext.org/magazine/j22  . Gibt es im Web auch auf Deutsch: http://www.wie.org/de/spiraldynamics/default.asp und da weitere Links.

7.) Ich denke, daß auf dem heute üblichen Obrigkeits-politischen Weg (Verhandlungen der Staatsführungen untereinander) Lösungen nicht zu finden sein werden. Diese Verhandlungen sind im besten Fall hilflose Versuche der Staatsführungen, in ihrem Aktionismus Verantwortung vorzuspielen.

8.) Was aber? Ich weiß es nicht, aber es könnte sein, daß weite Teile der Menschheit sehr viel bewußter wird oder bereits geworden ist als wir es im gebildeten Westen kennen oder uns vorstellen können. Also ein globales Aufwachen und danach neue Wege gehen, bewahrende Wege. Hier ein paar nicht immer passende Ideen für neue Wege:
- radikale freiwillige, einsichtige und bewußte Einschränkung der Bevölkerungszahl global,
- bewußte Einschränkung der Ansprüche an technischen Luxus,
- bewußte Einschränkung an Sicherheit,
- bewußte erhebliche Einschränkung an Ausbeutung (sondern statt dessen „wise use“, ein  bereits jahrzehntealter Begriff hierfür), was ungefähr der „Nachhaltigkeit“ („sustainability“) entspricht,
- Verantwortung tragen für die Schöpfung, bewahrend die mächtige Hand der Menschen auf die Schöpfung legen anstatt sie auszubeuten und unbrauchbar zu machen. Und damit Liebe im weitesten Sinn leben („karuna“ im Sanskrit, aber bei uns kaum verstanden).


9.) Es könnte sein, daß ein solches Bewußt-Werden angeregt werden muß durch Geschehnisse oder Lehrer, von denen wir noch nichts wissen oder die wir noch nicht erkannt haben. Doch es haben weder die großen Kriege mit all ihren Verwirrungen noch Tschernobil oder andere Großkatastrophen geholfen.

10.) Wir aber wollen immer weiter in veralteter Weise durch Ausbeutung, wie sie zurzeit auf der ganzen Erde unabwendbar ist, leben und wirtschaften, bereit zu vielen Opfern - unsere Enkel für den heutigen Luxus hinopfernd.

11.) Doch es gibt andere, alte Kulturen, die die Verantwortung für die Schöpfung in ihren Lehren haben und Ausbeutung verwerfen, ich denke besonders an die Bishnoi in Rajasthan in Indien (war nie dort, habe einen Film dazu). Oder die nomadischen Tibeter und andere. Da könnten wir hin sehen und lernen was noch möglich ist. Seht im Post "Verantwortung für die Existenz" oben in diesem Blog



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